Der Vorzeigeblogeintrag oder wie mans nicht macht – oder doch

 

Blogs gibt es viele im WWW, aber nur wenige folgen den Gesichtspunkten des guten Onlinejournalismus. Beginnend beim Titel, über den Lead bis hin zum Textkörper gibt es verschiedene Komponenten zu beachten. Ob man diesen Kriterien folgt, liegt wohl daran, welche Ziele man verfolgt. Führen also alle Wege nach Rom?

 

Freitag, später Nachmittag. Im Saal sitzen und schwitzen 19 Studierende und lauschen den Ausführungen des Professors über die perfekte Überschrift. Sein Enthusiasmus an der Thematik ist quasi ansteckend und so kann ich, wenn ich durch die Reihen blicke, in die amüsierten Gesichter meiner Kommilitonen blicken. In einer Ecke des Hörsaals entwickelt sich sogar ein Lachanfall.

Aber was ist da so komisch und gibt es ihn überhaupt, den idealen, den ultimativen, den Zugriffszahlen steigernden Blogbeitrag?

Allein im obigen Absatz verstecken sich zig Don’ts des guten Schreibens eines Beitrags (welcher Gattung auch immer). Adjektive, Komposita, hier nun gleich auch ein nicht geläufiges Fremdwort. Dieser Text beginnt schon „schlecht“. Aber der Reihe nach.

Die Überschrift entscheidet oft darüber, ob ein Text gelesen wird oder nicht. Sie soll kurz und knapp sein, Lust aufs Lesen machen und auf den Inhalt vorbereiten. Auch hier gilt: Verallgemeinerungen vermeiden, keine Punktationen verwenden (Gedankenstriche sind erlaubt, aber nicht gern gesehen) und überhaupt sollen keine Fragen gestellt werden. Eine Kostprobe der Sammlung der schlechtesten Titel erhielten die Studierenden sogleich präsentiert, was den langen Abend in nicht unerheblicher Weise erneut auflockerte.

Dass es bei einem Blogbeitrag einen Vorspann gibt, habe ich in dieser Strukturierten Form zwar noch nicht erlebt, aber vielleicht folge ich auch den „falschen“ Blogs. Auch der Lead folgt seinen eigenen Gesetzen. Dieser soll in knappen Worten den Leseanreiz erhöhen und inhaltliche Komponenten wiedergeben. Außerdem muss er kürzbar sein.

Sind diese Hürden genommen, hat man seine potentiellen Leser hoffentlich gefangen und der Blogeintrag wird zu Ende gelesen. Die Pausendiskussion mit dem Lehrveranstaltungsleiter ließ mich den Schluss ziehen, dass alle meine bisherigen Blogbeiträge nicht diesen Kriterien folgen und somit als „schlecht“ zu werten wären. Nur stellt sich mir hier wiederum die Frage, oder die Fragen: „Was ist schlecht.“ Und „Welchen Anspruch erhebe ich mit meinen Beiträgen? Welches Zielpublikum möchte ich ansprechen?“ Ob jemand einen Blogbeitrag liest, liegt wohl auch an der Thematik des Beitrags selbst und dies ist persönliche Geschmackssache. Die Bloggersphäre ist so vielschichtig, die Themenwelt kaum noch zu überblicken. Blogs erscheinen auf der Bildfläche und verschwinden wieder.

Nicht zu unterschätzen sind aber auch die Bilder, die die Neugierde an einen Blogbeitrag wecken und den Leseanreiz erhöhen können.

Möchte man also seine Zugriffszahlen erhöhen, um einen gewissen Status in der Bloggerwelt zu erreichen, ist es wohl unumgänglich, den obigen Kriterien zu folgen. Firmen werden auch gut daran tun, einen guten Schreibstil zu forcieren, um auf ihre Produkte aufmerksam zu machen. Möchte man seinen persönlichen Blog aber aus purer Lust am Schreiben, quasi also als „Onlinetagebuch“ führen, ist es wohl unerheblich, ob der Beitrag einen Lead enthält und aus wie vielen Wörtern die Überschrift besteht.

Wohin die Reise auch gehen mag, viele Wege führen nach Rom und somit an das gesteckte Ziel und Verallgemeinerungen sind hier genauso wenig zu treffen, wie das Integrieren derselben im Titel.

 

 

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  1. perfekt geschrieben!
    liest sich locker, bleibt aber spannend

  2. Petra Leitgeb says:

    Hallo Carina! Du hast schon recht, dass es in erster Linie um die Thematik geht, ob ich einen Beitrag lese oder nicht. Aber der Stil des Verfassers muss mir schon auch zusagen. Und da muss ich bei deinen Beiträgen sagen, die gefallen mir sehr! Deine Bilder dazu werden immer besser! Freu mich auf viel Neues von dir! lg Petra

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